Die Geschichte von Dahren und dessen Mühlen

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Dahren ist ein kleiner Ort ca. 1 km nördlich von Göda. 1996 hatte er 51 Einwohner.

Seit 1923 ist Dahren Ortsteil von Göda.             Umgebungskarte         Detailkarte

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Landschaft:

Dahren liegt am Langen Wasser, einem Fluss, der am Picho entspringt und in Pietzschwitz (Autobahnbrücke) in das Schwarzwasser mündet. Im Bereich von Dahren fließt das Lange Wasser durch ein schmales Felsental, die sog. Dahrener Skala mit 20 m hoch aufragenden Felsformationen aus Granodiorit.

 

Über diesen Felsen befindet sich auf der nordöstlichen Seite die sog. Schanze, auf der sich in einem Wallkessel von ca. 50 m Durchmesser eine alte slawische Burg (10.-12. Jhd.) mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden befand, nach der östlichen Seite mit einem zusätzlich aufgeschütteten Wall und einem Palisadenzaun geschützt.

 Blick von der Schanze nach Göda

Die Dorfstraße führt um die Schanze herum, entlang der Straße und in der nördlichen Talweitung stehen die Häuser des Dorfes.

Das Lange Wasser führte früher (bis zum Bau des Staubeckens in Göda) mehr Wasser, das auch kälter war, es gab viele Fische, auch Forellen, das Gewässer war als befahrbar ausgewiesen (Wildwasserstufe II-III). Nach Einstellung des Mühlenbetriebes bis 1940 wurde nach der Heuernte das Wasser oberhalb der Sägemühle angestaut, so dass ein Gondelteich entstand, der fast bis zur Brücke reichte. Auch bei Hochwasser waren die Wiesen des Tals überschwemmt. Die Gebäude der Mühle lagen aber hoch genug, um keinen Schaden zu nehmen.

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Flora:

Im Gebiet von Dahren findet sich eine äußerst interessante Flora, weshalb das Gebiet Flächennaturdenkmal ist.

Der Granodioritriegel trägte einen typischen Baumbestand (Bergahorn, Eiche, Vogelkirsche, Esche, Stieleiche) sowie Strauchformationen (Pfaffenhütchen, zweifarbige Brombeere - sehr selten!, Weißdorn, Holunder).

Der südliche sonnige trockene Wiesenhang ist bewachsen mit Schwingel und Fuchsschwanz, Glockenblume, Beufuß, Ruprechtsstorchschnabel, Heidenelke, Habichtskraut. Besonderes Biotop sind die offenen Felsformationen mit natürlich angesiedelter Weymouthskiefer.

Am Wasserlauf wächst der unter Naturschutz stehende Straußfarn (Matteucia struthiopteris).

Der Botaniker und Zoologe Gustav Feurich aus Göda (1868-1949) pflanzte in den Felsritzen der Schanze und der Stützmauern das Kriechende Löwenmaul (Antirrhinum asarina) an, eine Pflanze, die aus den Pyrenäen stammt, sich aber hier hervorragend ausbreitet.

     

 

Ortsgeschichte:

1317 ist der Ort als Daryn erwähnt, 1373 Darin. 1377 wird Dahren als Allodium (persönliches Eigentum) erstmals erwähnt. Dem Burgherrn waren vier Bauern untertan, das waren mit deren Familien alle Dorfbewohner.

1559 wird Peter von Haugwitz durch den Sächsischen Kurfürtsen August mit meißnischen Gütern belehnt, darunter auch das Rittergut Dahren, das diesem seit 1493 gehörte. Bis 1750 blieb es in deren Familienbesitz (Friedrich Gottlob Haugwitz). Auch die Ölmühle in Göda sowie ein ganzer Teil des Ortes Göda gehörte zu den Dahrener Untertanen, ebeso der Ort Birkau. 1764 leben in Dahren vier Gärtner, d.h. sie besaßen einen Garten, verdienten aber ihren Lebensunterhalt auf dem Rittergut.

Das Gutsherrenhaus befand sich in der nördlichen Talweitung, die umgebenden Häuser waren vermutlich Umgebindehäuser, wie das einzige noch erhaltene (Nr. 7).

1750 wurde das Rittergut für 10 000 Taler an den Bautzener Apotheker und Historiker Elias Rüde verkauft und blieb es bis 1817. Ein Monogramm „R“ sowie die Jahreszahl 1777 zierte einer der granitenen Zaunssäulen der Mühle.

0x01 graphic  (einzige noch vorhandene Zaunssäule, allerdings ohne Kugel und ohne Inschrift)

Weitere Besitzer waren:

1817 - Caroline Auguste Henriette geb. von Polenz

1818 - deren Tochter Erdmuthe Auguste verw. von Damnitz

1856 - Alban Edler von Querfurt, Oberleutnant der königlich sächsischen Armee, erhoben in den Adelsstand 1813.

1861 - Moritz Eduard von Zenker

Dessen nachfahren bleiben die Besitzer bis zur Enteignung durch die Bodenreform im September 1945.

Das Rittergut Dahren betrieb anerkannte Pferdezucht. Der Besitz wurde 1945 aufgeteilt, das Herrenhaus wurde teilweise abgetragen (Rest heutiges Haus Nr. 12), auf dem Gelände entstanden Neubauernhöfe.

 

Mühlengeschichte:

Seit Jahrhunderten wird die Wasserkraft des Langen Wassers genutzt.

Erstmalig erwähnt wurde 1664, dass Christoph Adolph von Haugwitz beim Teilen des väterlichen Erbes mit seinen Brüdern „... das Gut Dahren und die Mühlen von Göda und Dahren“ zum Eigentum erhielt.

Unter dem späteren Eigentümer Elias Rüde saß auf der Mühle vermutlich ein „Erbmüller“, der einen Erbzins in Form von Geld oder Naturalien zu zahlen hatte. Erwähnt ist 1804 ein Dahrener „Erbmüller Christian Vogel“. Die im Türstock verewigte Jahreszahl 1806 (Sägemühle) bzw. 1807 (Ölmühle) erzählen also vermutlich etwas über einen Um- oder Neubau nach Brand oder Abriss, keinesfalls von der Erbauung der Mühlengebäude.

1812 wird dann der Dahrener Erbmüller Carl Gottlob Czornack erwähnt, der etwa 1810 nach Dahren kam und dessen Söhne und Enkel ihm als nächste Dahrener Müllergenerationen folgten. Dabei änderte sich die Schreibweise des Namens mehrfach, eine Nachfahre lebt unter Namen Zscharnack heute in Hoyerswerda. Peter Zscharnack als Müller ist am einstigen Stauwehr mit den Initialen „P.Z.“ und der Jahreszahl 1859 verewigt.

0x01 graphic 0x01 graphic Schriftzug am alten Stauwehr      

 Initialen "P. Z." und Jahreszahl 1862 an einer Stützmauer am Aufstieg zur Schanze

0x01 graphic Initialen "P. Z." und Jahreszahl 1830 an einer Stützmauer unterhalb der Schanze

1876 gaben die Zscharnacks das Müllergewerbe auf und zogen nach Dresden. Ihnen nach folgte Karl Heinrich Winter, später Wilhelm Thomas (1908 und 1913 als Mühlen- und Schankwirtschaftsbesitzer sowie Gemeindevorstand erwähnt). Sein Sohn Emil erbte das Anwesen.

Öl- und Sägemühlbetrieb wurden zwischen 1940 und 1960 eingestellt, das Getreidemahlen und Schroten schon eher.

Zur Mühle gehörten rechts des Langen Wassers mehrere (vermutlich vier) Gebäude, die gegen Anfang des 19. Jahrhunderts ihre heutige Baustruktur erhalten haben. Im flussaufwärts gelegenen Gebäude („Rüdemühle“) wurde Getreide gemahlen bzw. geschroten sowie Öl gepresst. Im flussabwärts gelegenen Gebäude, der späteren Gaststätte „Zur Felsenmühle“ befand sich die Sägemühle, von der es mehrere Fotografien vermutlich vom Anfang des 20. Jahrhunderts gibt.

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 s. auch "Bilder aus Dahren - früher und heute"

Die Sägemühle wurde über eine zweite Staumauer und ein breites Holzgerinne entlang der Mauer der Ölmühle mit Wasser versorgt, während die Ölmühle über einen 25 m langen Obergraben das Wasser dem unterschlächtigen Wasserrad zuführte, das sich in einem massiv umbauten Raum befand, der noch vollständig erhalten ist.

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Weiter stromaufwärts befand sich außerdem noch die (damals aber zu Göda gehörende) „Dudelfabrik“, eine Schnurklöpplerei. Im Krieg wurden dort Gurte für Fallschirme hergestellt. 1945 wurde der Betrieb aufgrund der Zerstörungen durch Kriegshandlungen eingestellt (heute Wohnhaus).

Nach Einstellung des Mühlbetriebes in der Ölmühle wurden in diesem Gebäude Jugendliche untergebracht, die auf dem Gut arbeiteten oder ausgebildet wurden. 1937 wurde es zum HJ-Heim. Im 1. OG rechts befand sich ein großer Schlafsaal, im Anbau zwei Duschen sowie eine Reihe von Waschbecken. Die Toiletten waren gegenüber über die Straße in einem separaten Gebäude.

1945 wurde das Haus zur Unterkunft für Flüchtlinge aus Schlesien, später wurde es durch die Gemeinde zum Mietshaus umgebaut, wobei die großen Räume in zahlreiche Wohnungen geteilt wurden.

 Quellen:

·          „Göda tausendjährig“, Heft 13 der Reihe „Das schöne Bautzener Land“, Rat des Kreises Bautzen – Abteilung Kultur, 1966

·          „Lausitzer Bergland um Pulsnitz und Bischofswerda“, Band 40 der Reihe „Werte unserer Heimat“, Akademie-Verlag Berlin, 1983

·          „Zweitürmer“ – Heimatblatt der Gemeinde Göda, Hefte August 1996, Oktober 2003, Dezember 2003

·          Erzählungen der Bewohner von Dahren